Stadt und Mensch 2






Rote Städte

Aus: „Stadtlandschaften als Projektionsräume“ von Michael Nungesser,
Tendenzen Nr. 155, September 1986

„Schreibers dokumentarischer und sozialer Realismus der siebziger Jahre weicht allmählich einem dynamischen, expressiven Realismus. Die Berliner Häuserkulisse gibt Anlass für bildnerische Abenteuer und Abgründe. Die Häuserfluchten geraten in Bewegung, stehen unter starker Spannung, als wollten sie im nächsten Augenblick jäh losschnellen. Gebaute Architektur verwandelt sich in tänzelnde Naturform, in bildhafte Formel für Großstadtchaos. Der märkische Sand wird aufgewirbelt, gerät wie explosionsartig in kreisende, schwappende, flutartige Wellenbewegung. Werner Heldts mittelmeerisches Nachkriegsberlin wirkt dagegen fast idyllisch. Eher sind es die Stadtbilder von Max Beckmann, George Grosz oder Ludwig Meidner, die man zum Vergleich heranziehen könnte, wobei sich Schreiber auch die Erfahrungen des Tachismus zu eigen macht“
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